Das Banjo-Orchester

Ursprung
Die Wurzeln des Banjo-Orchesters reichen bis in die frühen Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zurück: Im Jahr 1953 wurde am Gymnasium St.-Aloysiuscollege Menen das „Banjo Orkest van Vlaamse Studenten “ gegründet. Die Initiative ging von einem der jungen geistlichen Lehrer, Alfons Bouckaert (*1924), aus. Unter der die Gymnasiasten begeisternden Führung des Priesters entwickelte sich das Orchester schon bald zu einem qualitativ hochwertigen Ensemble. Alfons Bouckaert war nicht nur Dirigent und Vorstand des Orchesters, sondern zugleich auch dessen Reiseleiter und ein überaus produktiver Komponist. Die meisten Musikstücke hat er selbst geschrieben.
Entwicklung
Rasch erwarb sich das Banjo-Orchester wegen seines eigenen
Sounds und der swingenden Songs im In- und Ausland einen
hervorragenden Ruf. Die flämischen Gymnasiasten hatten 1961
ihren ersten Auftritt im belgischen Fernsehen.
Im gleichen Jahr absolvierten sie auch ihre erste Auslandsfahrt,
die sie nach Stanzach im Tiroler Lechtal und nach Sonthofen
führte. In Sonthofen waren sie bei der von Arthur Engeser
gegründeten und geleiteten Jugendblaskapelle zu Gast. Es
entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den Jungmusikern
beider Orchester und deren Dirigenten.
Schon bald, 1963 und 1965, weilten die Banjo- Musiker erneut in
Stanzach und in Sonthofen. Die Jugendblaskapelle Sonthofen
stattete in den Jahren 1963, 1968 und 1969 Gegenbesuche in Menen
ab.
Das Banjo Orkest war in den Sechzigerjahren ein weiteres Mal im
Lechtal, zwei Reisen führten ins schweizerische Wallis.
Bei dem Anklang, den die Musiker überall fanden, war es fast
selbstverständlich, dass auch eine Schallplatte mit den
Erfolgsstücken produziert wurde.
1970 war dann der letzte Auftritt des Orchesters in Lille
(Frankreich). Durch eine mit der Ernennung zum Gemeindepfarrer
verbundene Versetzung von Priester Bouckaert wurde das Ende des
Banjo-Orchesters am St.-Aloysius-College in Menen besiegelt.
Bis zur Auflösung hatten ungefähr 180 junge Musiker während
ihrer Gymnasialzeit das Orchester durchlaufen. Die vielen
Auftritte und vor allem die Auslandsreisen haben ihnen
nachhaltige Erfahrungen und unvergessliche Erinnerungen
beschert.


Reinkarnation
Nach der Auflösung gab es verschiedentlich Initiativen zur
Wiederbelebung des Orchesters, doch es blieb bei sporadischen
Treffen. Erst das Goldene Priesterjubiläum von Herrn Bouckaert
im Jahr 1999, aus dessen Anlass sich eine Arbeitsgruppe
erfolgreich um die Zusammenführung von früheren
Orchestermitgliedern aus der Gymnasialzeit bemüht hatte, führte
zu einem engagierten Probenbetrieb und einem viel beachteten
Konzert zu Ehren des Orchestergründers.
Aber es dauerte nicht lange und schon hingen die Instrumente
wieder an der Wand oder waren sonst wo verstaut!
Dieser Zustand währte rund sieben Jahre – bis zum 175.
Gründungsjubiläum des St.-Aloysius-Gymnasiums im Jahre 2007. Das
Jubiläum löste eine Initialzündung für einen Neustart des
Orchesters aus. Und es funktionierte –und wie!
Der Sound war großartig, die Musiker packte die Leidenschaft.
Sie beschlossen, nunmehr regelmäßig zusammen zu spielen und in
Konzerten den einzigartigen Musikstil wieder auf die Bühne zu
bringen. Bis 2010 traten die ehemaligen Schüler des St.-
Aloysius-Gymnasiums unter „Banjo Orkest van Vlaamse Studenten“,
dem ursprünglichen Namen aus der Schulzeit, auf. Um in der
Öffentlichkeit nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, sie seien
auf ewig Studenten, haben sie den Namen auf ein einfaches
„Banjo-Orkest“ reduziert. Ein Zusatz sei, so haben sie befunden,
nicht notwendig, weil es in Flandern nur ein Banjo-Orkest gebe.
Die meisten der ca. 25 Musikanten des neugegründeten Orchesters
haben schon als Jugendliche mitgespielt. Nicht alle der früheren
Instrumente und Gesangspartien konnten in das Repertoire
übernommen werden, deshalb wurden einige neuere Elemente
eingebaut.
Unter der Leitung von Jacques Lecluyze, dem ehemaligen Direktor
der Musikakademie Menen, der das Repertoire mit wunderbaren
Kompositionen bereicherte, machte das Orchester große
Fortschritte.
Und heute
Die Grundbesetzung des Banjo-Orchesters besteht aus der Banjo-
Sektion mit 10 Musikanten, die den Vortragsstücken die typische
Klangfarbe verleihen. Neben den Banjos sorgen weitere
Instrumente wie Perkussion, Tasteninstrumente, Trompeten,
Saxophone, Flöte, Klarinette, Gitarren, Bassgitarre, Geige und
Horn für den speziellen Sound.
Neben den Instrumentalisten sind auch noch zwei Sänger im
Orchester aktiv. Die mittlerweile überwiegend sich der
Rentneraltersgrenze nähernden oder bereits in dieser
Altersklasse angekommenen Musiker bestreiten im Jahresverlauf
eine ganze Reihe von Konzerten in Belgien und im Ausland. In
zweijährigem Turnus unternimmt das Orchester eine Konzertreise.
So war das Orchester bereits 7 Mal zu Gast im Allgäu, in Tirol
und im Schwarzwald. Die Konzerte fanden bei den Besuchern
jeweils großen Anklang.
Leider musste der Dirigent Jacques Lecluyze aus gesundheitlichen
Gründen am 31. Dezember 2022 den Dirigentenstab niederlegen. Das
Orchester steht jetzt unter der Leitung des Ex-Banjospielers
Frank Deleu, Komponist sowie ehemaliger international
renommierter Stadtglockenspieler von Brügge und Menen, was auch
ein Qualitätsbeweis ist.
